drifting turtles

like two drifting turtles in the current


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Delhi, Agra und Varanasi – Der Norden Indiens

Ein Nachtbus brachte uns dieses mal wieder zum nächsten Ziel. Es war aber kein Nachtbus der komplett mit Betten ausgestattet war, sondern einer, der unten Sitz- und oben Liegeplätze hatte. Der Nachteil war, dass einige Inder auf den Sitzplätzen nicht so recht schlafen konnten oder wollten. Geplapper, Videos und Musik ohne Kopfhörer auf dem Mobiltelefon, bis hin zu schrillem Gekeife von Müttern, die versuchten ihre Kinder unter Kontrolle zu bringen. Irgendwann am frühen Morgen stiegen wir in Delhi dann vom Bus in eine Elektro-Fahrradrikshaw um und ließen uns in ein Hotel am Main Bazaar bringen.
Wir würden übrigens nicht mehr so schnell in eine Elektro-Fahrradrikshaw steigen. Sie war so ungedämpft wie eine normale Fahrradrikshaw, fuhr aber fast so rücksichtslos über Unebenheiten und Schlaglöcher wie eine etwas gedämpfte Motorrkishaw. Mit den Rucksäcken zwischen den Beinen holten wir uns zur Begrüßung ein paar blauen Flecken ab. Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt! Marcel hält Elektrofahrräder eh schon lange für Teufelswerk und nörgelte die ganze Zeit rum.

Main Bazar in Delhi bei Nacht

Main Bazar in Delhi bei Nacht

Wir wurden vorgewarnt, dass Delhi um einiges dreckiger und enger sein soll, als die Orte, die wir bisher gesehen haben. Das gilt aber nicht für die gesamte Stadt, wie wir herausfanden. Es gibt Orte, wie z.B. Old Delhi. Die Straßen und Gassen sind sehr eng und zu Stoßzeiten vollkommen verstopft. Wer sich einmal weit ins Getümmel geschlagen hat, der sollte nun nicht gerade in Panik geraten ob der vielen Menschen oder plötzlich die Schnauze voll haben. Denn man kommt hier nicht mal kurz raus. Die Straßen sind verstopft mit mehr stehenden, als fahrenden Rikshaws und die Gehwege waren voll mit Menschen, die irgendwo anzustehen schienen, aber eigentlich auch nur vorwärts kommen wollten. Gänsemarsch und viel Geduld ist hier also angesagt. Was wir aber sonst so gesehen haben, entsprach dem übrigen Indin. Evtl. ein klein wenig dreckiger. Wir trafen Sascha und Achim nochmal bevor sie sich einige Tage vor uns nach Nepal auf machten. Ansonsten war Delhi für uns in erster Linie Sightseeing und nicht unbedingt ein Ort den man zweimal sehen müsste.

Jede Menge Essensstände in Old Delhi

Jede Menge Essensstände in Old Delhi

Shopping auf Indisch. Neue Saris für die Frauen.

Shopping auf Indisch. Neue Saris für die Frauen.

Vor dem Red Fort mussten wir mal wieder für indische Familienfotos posieren.

Vor dem Red Fort mussten wir mal wieder für indische Familienfotos posieren.

Metro in Delhi. Modern und das Transportmittel der Wahl, nicht nur für Einheimische.

Metro in Delhi. Modern und das Transportmittel der Wahl, nicht nur für Einheimische.

India Gate

India Gate

Mal wieder Posing mit den Einheimischen. Wir sollten Geld dafür nehmen.

Mal wieder Posing mit den Einheimischen. Wir sollten Geld dafür nehmen.

Kinder aus dem Kindergarten des Hope Projekts. http://www.hopeprojectindia.org/

Kinder aus dem Kindergarten des Hope Projekts.
http://www.hopeprojectindia.org/

Die Walkingtour des Hope Projekts durch das muslimische Viertel bot neue Einblicke. Es lohnt sich.

Die Walkingtour des Hope Projekts durch das muslimische Viertel bot neue Einblicke. Es lohnt sich.

Das Mahatma Gandhi Museum ist definitiv einen Besuch wert. Eintritt frei!

Das Mahatma Gandhi Museum ist definitiv einen Besuch wert. Eintritt frei!

So hatten wir in Delhi auch Zeit unsere weiteren Weg nach Nepal zu planen und kümmerten uns um die nötigen Zugtickets.
Agra war für uns nur ein Tagestrip um das Taj Mahal und das Agra Fort zu sehen. Es wurde langsam immer heißer und wir wollten schauen, dass wir weiter kamen. In Delhi und Agra war es in diesen Tagen bereits um die 35 Grad und furztrocken. Wir kamen am frühen Morgen dort an und sollten mit dem Nachtzug weiter nach Varanasi fahren. Am Bahnhof brachten wir erstmal unser Gepäck in den Cloak Room um es dort in sicheren Händen zu wissen. Das Gepäck muss mit einem Schloss unzugänglich gemacht werden, kostet 10 Rupees für 24h und man muss ein Zugticket zur Weiterfahrt vorzeigen können.
Um einige Kilo leichter ging es dann zum Taj Mahal mit einer Rikshaw. Es gibt hier einen Pre-Paid Rikshaw Stand, die bereits Sightseeingrouten vorschlagen. Das kann man sich mal anschauen, um wenigstens zu wissen wieviel es maximal kosten darf. Wir haben aber dann unsere Fahrten in Agra immer selbst ausgehandelt und kamen so deutlich günstiger weg. Es kann sein, dass man vom Bahnhof weg bei allen nur den gleichen Preis bekommt, wie auch am Pre-Paid Stand. An den übrigen Orten sollte man aber dann mit Verhandeln einen besseren Preis rausschlagen können.

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Die normale Zugklassen sind immer wieder toll. Man lern jedesmal liebenswerte Menschen kennen.

Die normale Zugklassen sind immer wieder toll. Man lern jedesmal liebenswerte Menschen kennen.

Taj Mahal

Taj Mahal

Im Taj Mahal hatten wir das erste Mal einen Tourguide. Nach ein wenig verhandeln kostete es uns dann 400 Rupees. Es hat sich gelohnt. Er hat einige lustige Bilder von uns gemacht und interessante Hintergrundinfos gegeben.

Das erste mal, dass wir einen Guide hatten. Auch hier immer Handeln. Er ging von 750 auf 400 Rupees runter. Für uns hat es sich gelohnt und er hat gleichzeitig einige lustige Bilder von uns geschossen.

Von Agra aus mussten wir erstmal nach Tundla fahren um dort in den Nachtzug umzusteigen. Wir waren dieses mal pünktlich. Leider ließ der Nachtzug auf sich warten. Geschlagene vier Stunden! Als wir dann das erste Mal in der Sleeper Class standen waren wir kurz geschockt. Wir hatten es uns anders vorgestellt. Weniger chaotisch. Keine Ahnung wieso wir das dachten. Wir sind schließlich in Indien. Nachdem wir dann die Leute von unseren reservierten Liegen verscheucht hatten und wir uns mit ihnen arrangiert hatten, weil sie trotzdem blieben aber keinen Platz hatten, konnten wir uns endlich aufs Ohr hauen.

"Guten Morgen die Dame!"

„Guten Morgen die Dame!“

Spielzeugverkaufer in Tundla

Spielzeugverkaufer in Tundla

Mal kurz das Hemd aufbügeln?

Mal kurz das Hemd aufbügeln?

Der Zug holte die Verspätung selbstverständlich nicht auf, sondern hängte nochmal zwei Stunden kostenlos dran. Wir kamen dann sieben Stunden später in Varanasi an und die Mittagssonne brannte bereits. Im Zug lernten wir den Spanier Oscar kennen und wir machten uns zusammen auf die Suche nach einer Unterkunft.
Varanasi ist für Hindus die vielleicht heiligste Stadt und spielt eine große Rolle beim Thema Tod. Jeder gläubige Hindu hat den Wunsch dort seine letzten Tage zu verbringen. Die am Ganges gelegene Stadt hat in den alte Teilen sehr enge Gassen aus alten Tagen und ist bekannt für seine „burning ghats“, wo täglich etliche Menschen nach hinduistischem Ritual eingeäschert und an Mutter Ganges übergeben werden.

Die berümten Burning Ghats. Wo das Feuer niemals erlischt.

Die berümten Burning Ghats. Wo das Feuer niemals erlischt.

Hin und wieder werden auch ganze Körper von Menschen und Tieren angespült. Hier lediglich ein Knochen auf der anderen Seite des Ganges.

Hin und wieder werden auch ganze Körper von Menschen und Tieren angespült. Hier lediglich ein Knochen auf der anderen Seite des Ganges.

Obwohl auch Varanasi sehr geschäftig und chaotisch ist fühlten wir uns hier recht wohl und hätten es auch länger aushalten können, wenn nicht gerade zu dieser Jahreszeit die Temperaturen ins unerträgliche steigen würden. So Stieg das Thermometer seit unserer Ankunft um mehrere Grad auf über 40°C. Man war schlichtweg gezwungen eine Siesta einzulegen. Das lies sich aber in unserem Guesthouse direkt am Ganges gut bewerkstelligen. Wir checkten jedoch anfangs erst im „Azure Paying Guesthouse“ ein für die erste Nacht. Dies ist etwa 15-20 Gehminuten von den Ghats entfernt und scheint weniger Backpacker mit knappen Budget zu wollen, als viel mehr Urlauber, die nicht vergleichen und evtl. auch aus Unwissenheit mehr Geld als nötig für einfache Zimmer ausgeben wollen. 500 Rupees für ein Zimmer ohne Bad war zu teuer. Trotz leerem Guesthouse und Nebensaison ließ die Dame nicht viel mit sich handeln. Nun macht auch der eigenartige Name „Paying Guesthouse“ Sinn. 😉 Wir blieben nur die eine Nacht.
Am nächsten Morgen haben wir uns auf die Suche gemacht und fanden ein sehr einfaches, aber dafür günstiges Guesthouse mit bunt gemischten Gästen aus aller Welt. Vishnu Guesthouse, direkt an den Ghats, bot für 350 Rupees ein einfaches und vielleicht nicht so 100% sauberes Zimmer, dafür aber mit großer Terrasse mit Blick auf den Ganges und netten Gästen.

Während unseres Aufenthalts war Mutter Ganges sehr ausgetrocknet. In der Regenzeit reicht das Wasser bis an die grünen Bäume am Horizont.

Während unseres Aufenthalts war Mutter Ganges sehr ausgetrocknet. In der Regenzeit reicht das Wasser bis an die grünen Bäume am Horizont.

Wäsche waschen im Ganges. Ob das hinterher wohl besser ist?

Wäsche waschen im Ganges. Ob das hinterher wohl besser ist?

Getrocknet wurden die Saris dann auf den Stufen vor unserem Guesthouse.  Vishnu Guesthouse ist gut und günstig. Beliebt bei Backpackern.

Getrocknet wurden die Saris dann auf den Stufen vor unserem Guesthouse.
Vishnu Guesthouse ist gut und günstig. Beliebt bei Backpackern.

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Die tägiche Zeremonie an den Main Ghats.

Die tägiche Zeremonie an den Main Ghats.

Wir empfanden Varanasi als einen gebührenden Abschluss für unseren Trip durch Indien. Es wäre definitiv ein Ort, den wir bei einem erneuten Trip nach Indien nochmal besuchen würden. Dann aber zu einer anderen Jahreszeit, mit niedrigeren Temperaturen und wenn Mutter Ganges mehr Wasser führt, denn leider war der Fluss zu dieser Zeit sehr ausgetrocknet und weniger als halb so breit. Es muss dann ein noch gigantischerer Anblick sein.

Unser letztes Essen in Indien wurde eine deftige Portion Käsespätzle in einem Bio-Restaurant mit German Bakery. Für 120 Rupees war das schon fast geschenkt. Es war erstaunlich lecker und mit richtigem Ementhaler Käse.

Bye Bye India! Hello Nepal!

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Hier der Link zu unserem Flickr-Album „Incredible India